Für den Kreuzweg macht es sich die Busgruppe von Verena Beggel auf einem leicht abschüssigen befestigten Weg am Rand des Parks bequem. Im Moment, gegen halb sechs am Abend, wenn die Sonne in Lissabon immer noch Kraft hat, ist es hier unter Bäumen weitgehend schattig. Zuerst hieß es, hier dürfe man nicht sitzen. Aber dann hat eine portugiesische Ordnerin einen Kompromiss gefunden. Etwa drei Meter müssen für den Fluchtweg frei bleiben, der Rest darf belagert werden. So packen die Augsburger ihre Isomatten und Faltkissen aus und setzen sich. Der Platz ist ideal, denn von hier aus hat man einen sehr guten Blick auf eine Großleinwand. Wer hier sitzt und nicht alles vom Programm auf der Bühne mitbekommt, hat einfach nicht aufgepasst. Aber noch ist es ja nicht richtig losgegangen. So teilt Verena, während Papst Franziskus durch die Straße fährt und winkt und segnet, mit der Gruppe ihre „Maria-Kekse“. Das Gebäck heißt so, weil der Name „MARIA“ aufgeprägt ist.
Es dauert noch ein Weilchen, bis der Pontifex auf seinem Weg zur Bühne alle Babys und Kleinkinder geküsst und ihnen über den Kopf gestreichelt hat, die ihm ins Papamobil gereicht werden. Dann verklingen die Hymnen der früheren Weltjugendtage, der Papst wird im Rollstuhl zu seinem Platz auf der Bühne gefahren, von wo er zu den jungen Menschen spricht. Über 700.000 sind es, die ihm heute zuhören. Er ruft sie auf, dem Vorbild Jesu zu folgen, und das Wagnis der Nächstenliebe einzugehen.
Pantomimen vom Leidensweg
Der Kreuzweg beginnt auf der Bühne, die eigentlich ein mehrstöckig hochaufragendes, mit Tüchern überspanntes Gerüst-Bauwerk ist. Tänzer, Schauspieler und Akrobaten setzen pantomimisch Bilder des Leidenswegs Jesu in Szene. Ein Jesus-Darsteller zeigt den Schmerz und die Erschöpfung durch die Last des Kreuzes, bevor er im nächsten Bild Maria, seine Mutter sieht. Sie steht einige Stockwerke seitlich unter ihm, ihre liebenden Blicke treffen sich. In den Betrachtungen
zu den Stationen geht es auch um die Klimakatastrophe, prekäre Jobs sowie Versuchungen durch Alkohol, Drogen und Prostitution. Auch Zeugnisse sind Teil der Andacht, in denen junge Menschen in Videobeiträgen davon erzählen, wie sie durch den Glauben an Christus Heilung, Halt und Freude am Leben gefunden haben.